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Lässt sich mit Freier Software Geld verdienen?
25.03.2003 [Alex Schröder]
Kurz gesagt: Ja, wenn Softwareentwicklung wie eine Dienstleistung
statt wie ein Produkt behandelt wird.
Solange Kunden für die Arbeitszeit von Softwareentwicklern zahlen
(und das ist in den meisten Betrieben der fall), werden sich auch
weiterhin Rechnungen stellen und Geld verdienen lassen.
Schwieriger wird es für Firmen, die Software wie eine Produkt
vertreiben: Sie programmieren etwas, und verkaufen es dann an
tausende von Leuten. Dies wird natürlich schwieriger mit Freier
Software, denn der erste Kunde dürfte das Produkt natürlich auch
gratis weiterverteilen.
Die Frage stellt sich als, ob die Gesellschaft will, dass Software wie
ein Produkt behandelt werden kann (und damit Geld verdient werden
kann).
Im Gegensatz zu Produkten der realen Welt (den "physischen" Produkten)
gibt es einen kleinen aber feinen Unterschied zwischen physischen
Produkten und Software: Die Herstellung eines physischen Produktes
kann nicht gratis sein, denn es wird immer Material verarbeitet.
Dieses Material muss gekauft werden, verarbeitet werden, und verteilt
werden. Bei Software ist dies allerdings nicht so - um Software zu
bekommen, könnte man diese auch einfach vom Internet herunterladen,
oder auf eine CD brennen. In diesem Fall müsste Software nicht teurer
als die Verbindungszeit zum Internet oder der Preis eines CD Rohlings
(und dem Stundenlohn der Person, welche die CDs brennt). Genau das
ist die Position der Verfechter von Freier Software.
Es ist nicht einzusehen, warum ein Softwareentwickler ein Produkt
beliebig oft teuer verkaufen darf, wenn jede Kopie fast gratis ist.
Die Vertreter von Firmen, welche auf diese Weise ihr Geld verdienen,
behaupten gerne, dass sie ja die Entwicklungskosten irgendwie wieder
reinholen müssen. Das wäre wenigstens zu verstehen, wenn die
Software, sobald der erforderliche Betrag verdient worden ist, frei
wird. Und tatsächlich gibt es Firmen, die nach diesem Modell Geld
verdienen. Beispielsweise ist die neueste Version der Software für
die ersten sechs Monate nur gegen Geld zu haben, nach sechs Monaten
wird die Software aber frei.
Eine weitere Variante wäre das
"Street Performer Protocol" von John Kelsey und Bruce Schneier.
Hier verspricht der Author (in unserem Fall ein Software Author),
für einen gewissen Betrag eine gewisse Leistung zu erbringen.
Wer dies wünscht, darf Geld an den Author (oder auf ein Sperrkonto)
überweisen, um den Author zur Arbeit zu animieren. Um in diesem
Fall zu verhindern, dass die meisten Leute lieber einfach warten,
könnte man noch hinzufügen, dass diejenigen, welche nicht bezahlt haben,
das Produkt auch wieder erst nach einer gewissen Zeitspanne nutzen
dürfen.
Somit ist klar, dass man auch mit Freier Software Geld verdienen kann.
Wer das Gegenteil behauptet, fürchtet sich einfach vor den neuen
Märkten, die sich auf die Herausforderung "Freie Software" eingestellt
haben.
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